Fussball - Aktive

Ein Fußball-Sonntag im Mai 2020

Kategorie: Aktive

Wo gehsch en noa?“ „Uff d`Schbortplatz!“ „Schbiela die scho widdr?“ „Noi, awer I brauch jetzt a bißle Schbortplatzluft!“

Verständnisloses Kopfschütteln vom Glück-meines-Lebens. Schnell die Mütze auf das schüttere Haupt gedrückt, den Dornweg vor, rechts ums Eck, aus alter Gewohnheit auf die andere Straßenseite (weil dort bei Neudeck`s im Garta hat mr früher die weltgrößte Gartazwerg-Sammlung bewundern könna), ein kurzes Stück den Berg hoch (normal däda jetzt doa scho d`Autos faschd bis nunter zur Linde parka), vorbei am Sportheim und der Sporthalle, die Stäffela nuff und einmal tief einatmen. Ah, das tut gut! Die Luft auf einem Amateur-Sportplatz ist halt die einzig wahre Fußballluft.

 

Wieviele Gästezuschauer wären wohl heute über die Böschung verteilt? (wenn mr gega Fürfeld, Kirchhausa oder Massabachhausa schbiela däda, noa wär der Roi voll, bei a ma Schbiel gega die Veroi aus Böckinga wär bloß a handvoll Leit doa – I glaab dort wissa se net amoal wo Niederhofa eigentlich liggt). Früher hat als um diese Zeit die Zweite gespielt, als wir noch eine hatten. (doa hann I d`Torwart froaga könna wie´s schdehd oder dann, spätestens am scharfa Eck, d`Monika, d`Edgar oder d`Manne, die dann scho über d`Barriere loina däda). Entlang den prächtig blühenden Kastanienbäumen (zu keiner Zeit des Jahres ist es auf dem Niederhofener Sportplatz so schön, wie dann, wenn die Kastanienbäume blühen und die Biertischgarnituren im Schatten darunter aufgestellt sind), vorbei an der heute verwaisten Sandkiste (des isch emmer so schee, wenn am a Sonndich unzählige Kinder im Sandkasten, auf der Rutsche oder im, bei schönen Wetter aufgestellen, Planschbecken wuseln und planschen und dabei von Nina und Gesa bespaßt werden „An d`Nina und d`Gesa senn echt Kindergärtnerinnen verlora ganga!“, damit sich währenddessen die Jungmütter unbeschwert über das unterhalten können, worüber sich Frauen halt unterhalten, wenn sie ungestört beisammen stehen) bis hinüber zum grün gestrichenen Verpflegungscontainer.

 

Was Ich nun brauchen könnte, wäre ein erster Kaffee (auch wenn I für des Tässle zwei Euro Pfand zahla müssd, womit I überhaapt net eiverstanda benn). Und, wenn d`Vau-äf-äL aus Brackenheim heute nicht spielen würde, könnd sich d`Walle, angelockt vom köstlichen Duft der selbstgebackenen Kuchen, beschdimmd net so recht entscheiden, welches Stückle Kucha er jetzt awer a glei no amoal essa sott. Gleich gegenüber vom Container hätte schon auf dem, eigens für ihn (und höchstens noch für d`Felix) am Spielfeldrand samt Sonnenschirm aufgestellten, Bierbänkle TSV-Veteran Karl Platz genommen.

 

Eigentlich wäre heute einmal Gelegenheit auf die Auswechselbank der Heimmannschaft zu sitzen (lieber net, doa ligga so a haufa Zigarettakippa. Kippa? Wieso ligga doa vor d`Auswechselbank Kippa? Raucha die etwa während em Schbiel? Na ja, vielleicht senn die aa bloß von a paar Jugendliche, die sich dort oabends treffa und´s Läba ausprobiera). Also, dann doch ein paar Schritte weiter, gleich neben die normalerweise eingestreute Coachingzone, zum angestammten Platz der alten TSV-Herren. Der Platz der alten Herren ist optimal (weil doa senn mr direkt in d`Nähe vom Trainer und könna als a paar wichtige Tipps loswära, die mr an verantwortlicher Stelle aa hört, wenn mr se bloß laut gnug äußert. Schließlich henn mir früher nie verlora und wenn, dann höggschdens hauchdünn mit a ma völlig ungerechta Tor in d´Noachschbielzeit).

 

Jetzt wäre es Zeit für einen Rundumblick. Der Platz wäre echt in einem Toppzustand, wie er nur im Mai ist. Wie ein Teppich (des däd a de alde Härra gfalla, wenn se freitichs druff kicka könnta. Obwohl, doa aa a paar d`bei senn die scho kickt henn, als Gras uff de Schbortplätz höggschdens an d´Außalinie oder in d´Nähe von d`Eckfoahna gäba hat. Wenn doa Torwart warsch, doa isch dr regelmäßíg d`Tapeta runterganga, so dass nachts koi Schloafoazughosa oazieha könnt hasch, weil die in die offene Wunde neigkläbt wär und die erschd bis zum näggschda Dräning widr notdürftig trocknet wär. - Die Wunde, net die Schlafanzughose).

 

Links hinten auf dem Trainingsplatz wären einige Jungs eifrig damit beschäftigt selbst zu kicken (Noachwuchs für d`Thomas. Hoffentlich macht der no lang weiter, damit mr aa in Zukunft widr Noachwuchsspieler für d`Erschde grigga). Weiter rechts, gleich nach dem Blick auf den malerischen Lochberg, einsam und verlassen wie eh und je, wenn auch jetzt vom Gestrüpp freigeschnitten und somit gut sichtbar – der Kopfballpendel. Wenn man sich die sonntäglichen Kopfballversuche von unseren Jungs so ins Gedächtnis ruft, weiß man unmißverständlich, dass nicht ein einziger unserer Jungs jemals auch nur in die Nähe des Kopfballpendels gekommen ist („Mensch Jungs, d`Uwe Seeler, wissa dr wer des isch?, hat bis ins hohe Fußballalter nei regelmäßig am Kopfballpendel geübt. I sag bloß ois, WM 70 in Mexico, Viertelfinale gega England im Glutofen von Leon, 82. Minute, Hinterkopfball – 2:2!“) .

 

Der Blick schweift weiter auf die Böschung der Gegengerade. Dort, neben dem ersten Bänkle, isch normal d`Platz vom Dieter und in der zweiten Halbzeit auch vom Heinz (der wär dort nüber ganga, weil er die Kritik der alten Herren nicht mehr hören könnte „Schdimmd garnet, I benn dort nibber weil mr von dort oba a gute Sicht hat und des Schbiel besser lesa koa!“). Dann links und rechts von der Gästeauswechselbank seit einiger Zeit die Sponsorentafeln an die Barriere geschraubt. (wie viele senn en des eigentlich jetzt scho? Eins, zwei, drei, vier.....achtzehn. Alle Achtung. Bloß lesa koa mr die von därra Seite aus net ganz so gut, Awer wahrscheinlich liggt des an de Auga vom Betrachter und net an d`Schrift uff denne Däfela).

 

Und dort oben, auf dem zweiten Bänkle, würde normalerweise unser mittlerweile fast 92 Jahre alter TSV-Ältestenrat, der Helmut sitzen. (hoffentlich koa d`Helmut noch recht lange zugugga, weil ohne ihn däd uns echt ebbes fehla). Gleich würde es losgehen, denn dort an der Staffel hätten schon die beiden Mannschaften Aufstellung zum Einlaufen genommen. Wen wohl unser neuer Trainer, wie heißt er no amoal? Ach ja, Markus! aufgestellt hätte? (der däd des scho richtig macha, weil der isch von seine Jungs überzeugt und glaabd an se). Zumindest die Platzwahl hätten wir auf jeden Fall schon gewonnen, weil die Jungs hätten sich zum Spielerkreis vor dem Anpfiff – von uns aus – auf der rechten Spielfeldseite aufgestellt. GRÜÜÜN-WEIß! Also der feste Wille zu gewinnen wäre auf alle Fälle schon einmal da (obwohl, früher, als se no Team-Geist gschriea henn, henn mr als effters gwonna).

 

Nun noch schnell den eigenen Platz eingenommen und schon kann es losgehen („Jetzt schdeha die scho widr vor d`Barriere, dass mr nix sieht, Gehn dr net hintanumm!“ Au d`Klaus isch a doa. Weisch Klaus, noalehna isch für onser Kreitz besser als noaloina). Ein kurzer Blick nach rechts zur einheimischen Auswechselbank. Die Vorahnung wäre wahr. Verletzte und kranke Spieler und solche die andere Pläne für die eigene Sonntagmittagsgestaltung hätten als zu kicken, wären deutlich in der Überzahl gegenüber den Spielern, die sich Trikots angezogen hätten. Aber immerhin stünde d`Udo daneben, anscheinend würde Botenheim heute nicht spielen („des gibts`s doch net. Schiri, des kanns doch net sei – des war en glasklara Elfer“). Ja Udo, Du hättest recht. Ich hätte das auch so gesehen, Aber so ist das, wenn man hintendrin steht, dann wird so was halt nicht gepfiffen (beschdimmd wär der Schiri aus em Badischa. Weil die pfeifa eher bei bruddeln wie bei foul. Wahrscheins aus Bretta oder Bruchsal, von möglichst weit her, damit die Zuschauereinnoahma a grad ausreicha däda, die Fahrkosta zu bezahla. Oimoal, in d`Jugend, hätta mr amoal gega Schwaigern schbiela solla, wenn die komma wära, doa war d`Schiedsrichter aus Weinsberg. Des muß mr sich amoal vorschdella. Aus Weinsberg! Niederhofa gega Schwaigern! Ha, doa häd doch d`Baumgärtner aus Massabachhausa oder wenigschdens d`König – Gott hab ihn selig – aus Braggena eideilt wära könna. Weil d`Erwin und d`Hans die senn emmer gern nach Niederhofa komma und die henn a d`Weg gwissd).

 

So Halbzeit. Viele Chancen hätten wir sicherlich nicht gehabt, aber auch noch kein Gegentor kassiert (des sag I jetzt oifach amoal so). Zeit für eine Sportplatzwurst (wer däd en heit eigentlich am Grill bruzzeln? Hoffentlich d`Wolle, weil dem seine Würschd senn oifach am schdratzigschda. Und - vielleicht no em Udo seine).

 

Und schon würde es wieder weitergehen. („Pulver raus!“ au, doa däd jo scho d`Mandes oder d`Otto oder d`Edgar oder d`Roland zum abkassiera hergloofa komma. Jetzt ist es einmal an der Zeit die Zuschauer zu zählen (wahrscheins däda mr doch gega Fürfeld schbiela, weil dort drübba uff d`Böschung häd I scho bereits rund siebzig Zuschauer zeehlt). Und hier, auf der TSV-Seite? (ha, die alde Härra halt, dann nach d`Auswechselbank, komplett versammelt die Freunde von Else`s-Elfmeterturnier-Team aus der Lindenstrasse). Daneben jede Menge ehemalige Spieler mit Kind und Kegel sowie solche die früher auch gerne gekickt hätten. Dazu, die jungen Mütter, denen der Gesprächsstoff noch nicht ausgegangen wäre (au, doa senn jo aa a paar aus Gardich, “Weisch mir häda heit in Wüstarot oder so gschbielt, doa henn mr denkt mir komma lieber nach Niederhofa!“). Außerdem rund um den Container, um die Bistrotische stehend und auf den Bierbänken unter den Kastanienbäumen sitzend, jede Menge andere Zuschauer, die amoal doa senn und amoal net. Und mittendrin, mit wachsamem Rundumblick, TSV-Chefin Carola (also, d`Carola isch für ons en echta Glücksfall. Die beschde Veroischefin wo mr ons vorschdella könna). Gerade würde das Spiel ein bißchen so vor sich hinplätschern. Da würden einfach momentan ein bißchen die Emotionen fehlen, wie man sie von einem Spiel in Niederhofen eigentlich kennt. („heee, schbinnsch du, des war a klares Foul. Du hasch se wohl nimme alle, die missa doch morga widr schaffa! Schiri zeig, demm amoal a gelbe Karta! „Na bitte, es geht doch). Und schließlich würde der Schiedsrichter die Begegnung abpfeifen (ob mr a Tor gschossa häda oder a paar griggt, wissa mr net so genau. Wenn mr uns awer die aktuelle Tabelle oagugga, noa däda mr säha, wie des Schbiel höchstwahrscheinlich ausganga wär). Auf alle Fälle hätten unsre Jungs wieder alles gegeben, wie beim abklatschen auf dem Spielfeld nach Spielschluß zweifelsfrei am Schweiß auf den Körpern unseren grün-weißen Helden ersichtlich wäre.

 

AH-Chef Gerhard würde sich jetzt auf seinen Elektro-Esel schwingen und den Heuchelberg hinauf und hinunter ins heimatliche Haberschlacht radeln (fahren) und auch die meisten der übrigen Zuschauer würden mal mehr, mal weniger zufrieden den Heimweg antreten. Und die, die immer dableiben, würden vor dem Container noch ein Hefeweizen trinken, sich die Ergebnisse der anderen Begegnungen am heutigen Tage mittels fussball-in-bw auf dem Smartphone zu Gemüte führen (au, Hawerschlacht häd gega Schdocka unentschieda gschbielt) und das gerade erlebte Spiel diskutieren („Uli, doa geh amoal her. Was moinsch en zum Schbiel?“ „Zum Schbiel vom Te-äS-Vau oder vom Vau-äf-Be!“ „Zu beide!“ “D Vauf-äf-Be hat gschbielt wie emmer und mir aa!“).

 

So, und jetzt würden wir noch runter gehen zum Sportheim, um dort bei den Waschtrögen die aktiven Spieler bei einem weiteren Weizenbier ein bißchen aufzumuntern oder sich mit ihnen zu freuen, niemals jedoch ohne auch noch die eine oder andere Belehrung loszuwerden („Jungs, em Udo sein Grill isch koin Aschabecher. Denn braucha mir am näggschda Freitich noch zum oagrilla!“). Vor einiger Zeit hätten wir vielleicht auch noch ein Spiel der ersten Fußball-Bundesliga auf der großen Leinwand im Sportheim angeschaut. Heute können wir das nicht mehr (awer amoal ehrlich, wen interessiert des eigentlich, Wolfsburg gega Berlin oder Paderborn gega Leverkusen an so am a scheena Frühlingstag?). Also, dann noch ein letztes Hefeweizen, ein prüfender Blick in die Gästekabine (sieht net schlecht aus. Zweiplus) und schon wäre der Moment da, wo der Chronist genügend sonntägliche Sportplatzluft eingeatmet hätte. („Also Jungs, I geh jetzt hoim. Tatort oagugga. Am näggschda Sonndich greifa dr noamal oa!“) und schon führte der Weg - glücklich und selig - die Lindenstrasse hinunter, heimwärts in Richtung Dornweg, der untergehenden Sonne entgegen. Und ganz egal wie das Spiel ausgegangen wäre, weil, wie würde es unser Manfred zum Ausdruck bringen „Mir komma zu jedem Schbiel, ganz egal ob d`hoim oder auswärts Und wenn mr mit null Punkte abschdeiga. Des senn mr onsre Jungs oifach schuldig!“